Der Alte Kirchhof rings um die St. Barbara-Kirche in Stuttgart-Hofen gewinnt an Bedeutung, wenn wir seine Geschichte beleuchten und die noch vorhandenen Grabmäler näher betrachten.

Zunächst einige Daten und Hinweise zur Orts- und Kirchengeschichte, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Hofen wird im Jahr 1120 erstmals anlässlich einer Schenkung von Grundstücken an das Kloster Hirsau in einer Urkunde in Esslingen erwähnt. Aus dem Esslinger Urkundenbuch von 1408 erfahren wir von einem kleinen, wahrscheinlich gotischen Kirchlein mit einem spitzen Turm.

Die Kirchengemeinde Hofen war eine Filiale von Cosmas und Damian in Cannstatt, der heutigen Stadtkirche. Die Grablege der Hofener Verstorbenen war auf dem Uffkirchhof in Cannstatt.

Im Jahr 1522 wird Hofen selbstständige Kirchengemeinde mit eigenem Pfarrer. Danach wird im Jahr 1523 auch der Kirchhof angelegt.

Lehnsherren von Hofen waren damals die Grafen von Neuhausen (10.4.1369 bis 8.2.1753). Auch nach der Reformation 1523 blieben die Herren von Neuhausen katholisch und damit auch das Lehen Hofen. In unruhiger Zeit, der sog. 'Kaiserlosen Zeit', suchten manche Ritter Schutz bei mächtigen Grafen. Werner III von Neuhausen, der Lehnsherr von Hofen, trat das Rittergut Neuhausen an den Grafen von Hohenberg ab und bekam es als Lehen zurück. Graf Rudolf von Hohenberg verkaufte seine Herrschaft wegen Geldmangels an den Herzog Leopold den Frommen von Österreich. So kam Neuhausen 1385 unter die Oberherrschaft Österreichs. Damit war Neuhausen fast 400 Jahre ein Bestandteil von Vorderösterreich und blieb katholisch. Dem damaligen Brauch entsprechend blieb der Ort Hofen als Lehen der Grafen von Neuhausen ebenfalls katholisch (Aus dem Heimatbuch 'Neuhausen auf den Fildern' von Willi Fay).

Es zeigte sich bald, dass der Kirchhof nicht nur der Begräbnisplatz für Hofener Gemeindemitglieder, sondern auch für viele Katholiken aus der weiteren Umgebung war. Hofener Einwohner hatten eine 'Leiblegegebühr' von 6 Gulden zu entrichten; Nicht-Hofener mussten für dieses Privileg 10 Gulden bezahlen.

Nachdem Herzog Carl Eugen von Württemberg im Jahre 1753 Hofen durch Kauf erworben hatte, waren es neben katholischen Künstlern, Handwerkern, Bürgern und Offizieren auch Adelige und katholische Angestellte des Hofes, die hier ihre letzte Ruhestätte fanden.

Nach 1800 wird der Kirchhof um die St. Barbara Kirche aufgelassen und die Hofener Toten mussten fortan auf dem sogenannten neuen (auf den Ruitlen) oberhalb des Ortes bestattet werden. 'Distinguierte Persönlichkeiten' werden jedoch noch bis etwa 1823 auf dem altehrwürdigen Gottesacker neben der St. Barbara Kirche begraben.

Den Totenbüchern der Gemeinde entnehmen wir, dass unter den zwischen 1550 und 1800 auf dem Alten Kirchhof zur letzten Ruhe Gebetteten einige berühmte Persönlichkeiten waren, auf deren Geschichte wir an anderer Stelle näher eingehen wollen.

Vom Alten Kirchhof sind noch die beiden Eingangsportale zu Kirchhof und Kirche erhalten. Die 18 noch vorhandenen, zum Teil sehr kunstvoll geschaffenen Grabmale aus Sandstein, sind überwiegend durch Witterungseinflüsse sehr stark beschädigt.

Durch den Neubau der St. Barbara Kirche 1783/1784 wurden die Grabsteine umgesetzt und an der Außenmauer der Kirche und der Innenseite der Kirchhofmauer eingemauert, einige vorgesetzt. Dabei gingen auch einige Grabmale verloren.

Im Rahmen der Geschichtsforschung Hofens bekam der Bürgerverein Hofen von der Familie Frey In Person der Tochter des ehemaligen Oberlehrers Anton Fischer Fotoaufnahmen von den Grabmälern, welche ihr Vater Vater zwischen 1930 und 1940 aufgenommen hatte. Hier zeigt sich im Vergleich zu heute der hohe Grad des Zerfalls und der Verwitterung.

Auf Betreiben des Hofener Heimatforschers und Vereinsmitgliedes Fritz Maurer (8.1.1929 bis 27.12.2016) organisierte der Bürgerverein Hofen trotz der hohen Kosten eine fachgerechte Konservierung der vorhandenen Grabsteine. Beratung und Genehmigung wurde vom Landesdenkmalamt erteilt, ebenso ein finanzieller Zuschuss in Aussicht gestellt.

Die Konservierungsarbeiten wurden von einer Fachfirma in viermonatiger Arbeit durchgeführt. Die Steine wurden gereinigt, von Algen und Moosen befreit und bis zu acht Mal mit dem Steinfestigungsmittel Kieselester getränkt. Durch diese Festigung und Härtung der Oberfläche wurde einer schnell fortschreitenden Verwitterung Einhalt geboten. Ergänzungen an fehlenden Teilen durften allerdings nicht durchgeführt werden.

28. März 2004 Quelle: 'Spaziergang über den alten Kirchhof', Broschüre des Bürgervereins Hofen 2002