Vorglühen

Als einmal sich junge Menschen zu einem Fest trafen, da sah ich wie sie vorher schon ein paar Dosen Bier zu sich nahmen. Der Fachbegriff für dieses Tun nennt sich „Vorglühen“ - damit man schon in Stimmung ist, wenn die Party beginnt. Ich hatte da meine Bedenken. Erstens gab es auf diesem Fest sowieso etwas zu trinken und zweitens dachte ich, wer nicht so viel verträgt, der ist schon verglüht, bis es eigentlich losgeht und drittens war das Fest so gut, dass es meiner Meinung nach dieses „Dopings“ nicht bedurfte.

Wenige Tage danach begegnete mir ein „Vorglühen“ anderer Art, das mich schwer beeindruckte. Es war vor einem ökumenischen Gottesdienst. Ich stand mit einem lieben evangelischen Mitbruder in der Sakristei. Wir waren beide sehr pünktlich und waren daher schon einige Minuten vor dem Gottesdienstbeginn fertig angezogen. Da bat mich der Mitbruder, beten zu dürfen - was mir natürlich immer recht ist. Und er betete für den Gottesdienst - dass alle vom Geist erfüllt werden, dass alle etwas mitnehmen für ihr Leben, dass unsere Predigt gelingt, dass alle reich gesegnet werden. Ich war berührt von meinem frommen Bruder. Zugleich kam mir aber der Gedanke: „Lieber Gott, es ist doch sowieso Dein Interesse, dass der Gottesdienst gelingt, muss ich also extra darum beten?“ Bis ich erkannte, dass hier „Vorglühen“ Sinn macht. Denn durch unsere Pünktlichkeit und unser Gebet vor dem eigentlichen Gottesdienst waren wir gesammelt und konnten unsere Mitchristen besser „entzünden“, da wir ja schon eine gute geistliche „Betriebstemperatur“ hatten. Und in der Tat wurde es ein sehr schöner und gnadenreicher Gottesdienst.

 „Vorglühen“ lohnt sich hier, das habe ich dankbar erfahren dürfen und ein vorzeitiges Verglühen war keine Gefahr. Deshalb bitte ich auch Sie, mit vorzuglühen vor unseren Gottesdiensten.

Denn wenn alle vorher glühen, wird die Gnade reichlich blühen!

Es grüßt Sie
Ihr Glutvoller
Ludwig- F. Mattes

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