Lokal

Zunächst ärgerte ich mich. Denn auf einer Toilette, die zu einer Kirche gehörte, die ich im Urlaub besucht hatte, las ich ein Schreiben. Es war auf dem Papierspender angebracht. Darauf stand zu lesen: „Bitte benutzen Sie statt den Papierhandtüchern den elektrischen Trockner. Dadurch schonen Sie die Umwelt und weniger Bäume müssen abgeholzt werden“

Ich ärgerte mich deshalb, weil ich an andere Besucher dachte. Die vielleicht gar nichts oder wenig von unserem wunderbaren Glauben wissen. Und dann im Aufruf zum Papier sparen die einzige Botschaft entdecken, die Kirche und sanitäre Anlagen zu geben haben. Haben denn - so dachte ich - die Hauptamtlichen nichts Besseres zu tun, als grüne Botschaften zu verfassen?

Der Ärger jedoch verflog sehr schnell, als ich an den letzten Film dachte, den ich im Kino sah. Der Mann seines Wortes. Darin ging es um unseren Papst Franziskus. Eigentlich hatte ich von diesem Film nicht erwartet, irgendetwas Neues vom Papst zu erfahren. Denn eigentlich glaubte ich, den Heiligen Vater und seine Botschaft gut zu kennen. Doch ich muss sagen. Dieser Film zeigte mir eine Facette der Botschaft des Papstes, die mir in dieser eindeutigen Dringlichkeit bis dahin so nicht bewusst war. Und das ist seine Leidenschaft für die Umwelt. Die Welt - die Natur – so der Papst ist das, was auf dieser Erde am meisten geschunden ist - und zwar durch den Menschen. Und seine Gier. Und mir war auch nicht bewusst, wie sehr der Vatikan unter dem jetzigen Pontifikat auch politisch und weit über die Glaubens- und Konfessionsgrenzen hinweg das Anliegen der Schonung der Schöpfung betreibt. Es ist daher für Franziskus zweierlei wichtig.

Die Erhaltung der Schöpfung ist nicht nur eine lobenswerte Aktion der Kirche, sondern ihr Kerngeschäft. Und zweitens geht das nicht nur die Katholiken an, sondern die ganze Menschheit.

Und diese Botschaft ist so eindringlich, dass es mir klar ist: „Propheta locutus est“ ein Prophet hat gesprochen. Ja für mich ist dieser Papst ein Prophet, den der liebe Gott zur ganzen Menschheit geschickt hat. Und darin liegt die Brisanz. Gott schickt seine Propheten weder nur zur frommen Erbauung noch zum Zeitvertreib. Propheten werden geschickt, wenn es fünf vor zwölf ist. Wenn etwas geändert werden muss, damit der Untergang abgewendet wird.

Und daher sind auch so kleine Dinge wie der Aufruf zum Umweltschutz auf der Toilette kleine, aber dennoch wichtige Schritte. Die Änderung soll auf dem Locus lokal beginnen, aber zugleich an allen anderen Orten.

Und so beginnt eine Umkehr manchmal auch an unbedeutenden Orten.

Global denken - lokal handeln.

Es grüßt Sie Ihr Papst- und Umweltbegeisterter

Ludwig- F. Mattes

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