Verwunde(r)t

Das letzte Ereignis aus dem Leben des heiligen Martin ist sehr bemerkenswert. Martin war alt und betagt. Und da erschien ihm Christus. Es war aber etwas, was wir heute ein Fake nennen würden. Die Gestalt war prächtig und herrlich. Und sie gab sich als Jesus Christus aus. Diese Erscheinung sagte also zu Martin: „Ich bin Christus - folge nun mir in meine Herrlichkeit“ Martin aber fragte: „Zeige mir Deine Wunden!“ Die Erscheinung aber sagte: „Im Himmel gib es keine Wunden.“  Martin blieb aber entschieden. „Wenn Du keine Wunden hast, bist du nicht Christus - ich bin zeitlebens dem verwundeten Christus nachgefolgt und das werde ich auch im Sterben tun.“ Da gab es einen lauten Knall, die Erscheinung war weg und es roch nur noch nach Schwefel. Martin bestand diese Prüfung, indem er nach den Wunden fragte. Und ein wenig später durfte er dem Richtigen, verwundeten Herren in den Himmel folgen.

Verwundert aber werden, so steht es im Evangelium, beim Endgericht viele fragen, wenn Jesus kommt: „Wann haben wir Dich verwundet gesehen und haben Dir geholfen?“ Das Interessante an der Gerichtsrede Jesu ist, dass ER sagt: ICH war hungrig, durstig, nackt, obdachlos, im Gefängnis. Also können wir schon in diesem Leben Christus nicht nur begegnen sondern – wie der heilige Martin – ihm tatkräftig dienen. Im Berühren der Wunden kommen wir mit Christus in Berührung. In der Kommunion berühren wir ihn verwandelt, in den Armen verwundet.

Es gibt also zahlreiche Berührungspunkte mit Christus. Schon in diesem Leben schon auf dieser Welt.

Sehr tröstlich aber ist, dass die, in denen Christus real gegenwärtig ist, gar nicht ins Gericht kommen. Sie sind schon bei ihm. Und das ist sehr wichtig für die eigenen Verwundungen. Sie sind nicht Zeichen dafür, dass Gott nicht da ist. Sondern da ist schon Christus da. Er, der Allmächtige, zeigt sich in den Verwundungen. Also lohnt sich ein alternativer Blick auf sie. Denn wenn in Ihnen Christus gegenwärtig ist, sind sie ein Zeichen des Himmels. Leonard Cohen sagte einst. „Es müssen Risse sein, denn durch sie strahlt das Licht“

Es grüßt Sie

Ihr über diese Gnaden verwunderter  
Ludwig – F. Mattes 

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